
Bis 1854 war Barcelona von einer Stadtmauer umgeben. Und zwar nur die heutige Altstadt. Außerhalb lag eine unbebaute Ebene, die ein militärischer Sperrbezirk war und auf Order aus Madrid auch nicht bebaut werden durfte. Von den großen Festungsanlagen auf dem Montjuïc und der Zitadelle im Osten der Stadt und weiteren Festungen wurde die Stadt in den Jahren 1842 und 1843 sogar beschossen. Wie kam es dazu? Die Stadt platzte aus allen Nähten. Die Fabriken im Viertel Raval benötigten viele Arbeiter, die Menschen lebten in prekären Verhältnissen. Nach heutigen Vorstellungen waren Arbeitszeiten, Hygiene, medizinische Versorgung und Ernährung katastrophal. An den Kirchen lagen die Friedhöfe. Seuchen wie Cholera oder Gelbfieber forderten tausende von Toten. Soziale Unruhen und Aufstände waren an der Tagesordnung. Truppen schlugen die Erhebungen nieder, sogar mit Kanonen der Barcelona umgebenden Festungen. Es ging nicht um die Unabhängigkeit Kataloniens! Nach langen Forderungen durften die Stadtmauern 1854 abgerissen werden – vorher hatte Madrid das verboten. Ab 1859 entstand auf der vorher freien Fläche das Eixample, die Erweiterung (das schachbrettartig angelegte Vietel). Wo heute die Straßen Ronda de Sant Pere, Ronda de Sant Pau, Ronda de Sant Antoni und die Ronda de la Universitat liegen, erhob sich früher die Stadtmauer. Rondes gibt es in Barcelona noch einige mehr. Z.B. die Ronda de Dalt oder die Ronda litoral. Dort stand keine Stadtmauer. Ihre Geheimnisse werden in einem anderen Post gelüftet.